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Den Fahrradsattel richtig einstellen

 

 

„Die optimale Einstellung des Rades beginnt am Sattel“

 

Um den Sattel richtig einzustellen wird bei modernen Fahrrädern meist ein Inbusschlüssel benötigt, bei älteren Modellen einen Ring- oder Gabelschlüssel. Als erstes sollte der Sattel waagerecht justiert werden. Das gelingt am Besten mit einer Wasserwaage. An jeder Sattelstütze gibt es eine oder zwei Klemmschrauben. Werden diese gelöst, lässt sich der Sattel neigen und verschieben.

Sattel Einstellmöglichkeiten am Fahrrad

Das Foto zeigt die verschiedenen Einstellmöglichkeiten an der Sattelstütze

 

 

Wie wird die Schrittlänge ausgemessen?

 

Zunächst benötigt man die Schrittlänge (Innenbeinlänge).

Um die Schrittlänge zu messen braucht man ein Meterstab eine Wasserwaage oder ein Buch.

Zum messen stellt man sich Barfuß an eine Wand.
Die Füße sollten etwa schulterbreit auseinander sein.
Dann schiebt man das Buch oder die Wasserwaage mit leichtem druck in den Schritt und achtet darauf, dass das Buch an der Wand anliegt oder die Wasserwaage im Lot ist.

Nun kann man die Schrittlänge vom Fußboden bis zur Oberkante der Wasserwaage oder des Buches
ausmessen.

 

Wie wird die Sattelhöhe berechnet?

 

Hügi-Formel

 

Bei der Hügi-Methode wird die Schrittlänge mit 0,885 multipliziert.
Das ergibt die Sattelhöhe.
Gemessen wird von der Mitte des Tretlagers bis zur Satteloberkante (siehe Foto).

 

109% Methode

 

Die Berechnung eignet sich für Radfahrer zwischen 1,75 und 1,85
Dabei wird die Schrittlänge (Innenbeinlänge) mit dem Faktor 1,09 multipliziert.

Die Messung erfolgt dann nicht von der Mitte des Tretlagers sondern von der Mitte der Pedalachse, wenn das Pedal in Verlängerung zum Sitzrohr ganz unten steht (siehe Foto).

 

Das Bild zeigt die Messung der Sattelhöhe nach Hügi und der 109% Methode.

Links: Sattelhöhenmessung nach der Hügi Formel. Rechts: Sattelhöhenmessung nach der 109% Methode.

 

Unterschied Hügi und 109% Sattelhöhenberechnung

 

Während beide Methoden bei Körpergrößen von 1,75 bis 1,85 fast die gleichen Ergebnisse liefern. Gibt es bei Großen oder Kleinen Menschen deutliche Unterschiede.

Da die Kurbellängen weder bei Hügi noch bei der 109% Methode berücksichtigt werden.

 

Fahrradsattelhöhe für Rennrad, Mountainbike, Gravelbike, Citybike und E-Bike

 

Die angegeben Werte in der Tabelle sind nicht in Stein gemeißelt, auch wenn sie in den allermeisten Fällen zu einem idealen Ergebnis führen.
Es handelt sich um Annäherungswerte.

Die Muskulatur und die persönlichen Vorlieben haben ebenfalls einen Einfluß auf die richtige Sattelhöhe.

Wer hauptsächlich mit einer hohen Trittfrequenz (über 80 RPM) pedaliert tut sich leichter wenn der Sattel 0,5 bis 1cm niedriger eingestellt ist.

Wer kraftvoll mit einer Frequenz von 60-80 Umdrehungen pedaliert, sollte sich bei der Sattelhöhe am Wert für Rennräder orientieren.
Ist der Sattel etwas höher eingestellt können die Hebel der Beine besser genutzt werden.

Die Hügiformel mit dem Wert 0,885 und die 109% Methode richtet sich hauptsächlich an sportliche Fahrer auf dem Rennrad oder Mountainbike.

Tourenfahrer und Alltagsradler sollten die Sattelhöhe etwa 1cm tiefer einstellen.
Das gleiche gilt für E-Bikes und Pedelecs.
Für eine gleichmäßige Motorunterstützung und größere Reichweite ist es besser wenn die Trittfrequenz höher ist.

Hier gibt es die Tabelle als PDF zum herunterladen: Tabelle der Fahrradsattelhöhen

 

Tabelle: Fahrrad-Sattelhöhe

 

 

Innenbeinlänge
(Schrittlänge)
in cm
Sattelhöhe Hügi
in cm
Sattelhöhe 109%
in cm
Gemessen von Mitte
Tretlager bis
Oberkante Sattel
Gemessen von Mitte
Pedalachse bis
Oberkante Sattel
Rennrad, Gravel,
MTB
Trekking, City,
E-Bike
Rennrad, Gravel,
MTB
Trekking, City,
E-Bike
7062617675
7163627776
7264637877
7364,563,57978
7465,564,58079
7566658180
7667668281
7768678382
7869688584
7970698685
8071708786
8171,570,58887
8272,571,58988
8373,572,59089
8474,573,591,590,5
85757492,591,5
86767593,592,5
8777769594
8878779695
8979789796
9079,578,59897
9180,579,59998
9281,580,510099
9382,581,5101100
948382102101
958483103,5102,5
968584104,5103,5
978685105,5104,5
9886,585,5107106
9987,586,5108107
10088,587,5109108
Rennrad, Gravel,
MTB
Trekking, City,
E-Bike
Rennrad, Gravel,
MTB
Trekking, City,
E-Bike
Innenbeinlänge
(Schrittlänge)
in cm
Sattelhöhe Hügi in cm
Sattelhöhe 109% in cm

 

 

 

Videoanleitung zum einstellen der Sattelhöhe mit der Hügi Formel

 

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Sattelhöhe mit Winkelmesser oder Fersenmethode bestimmen

 

Die richtige Sattelhöhe kann auch mittels eines Winkelmessers (Goniometer) bestimmt werden.
Der Fahrer sollte in der tiefsten Pedalstellung einen Kniewinkel zwischen 27 und 37 Grad haben.

 

Die einfachste Methode ist die Fersen Methode (siehe Foto unten).

Mit ihrer Hilfe kann ohne Messgerät  jederzeit, auch unterwegs, die Sattelhöhe kontrolliert und falls nötig geändert werden.

Der Fahrer setzt sich auf den Sattel und das Pedal steht am tiefsten Punkt.
Er stellt die Ferse auf das Pedal.
Nun sollte das Knie durchgedrückt sein.
Erreicht der Fahrer die Pedale nicht, muss der Sattel tiefer.
Ist das Knie noch leicht gebeugt, muss der Sattel höher eingestellt werden.

 

Sattelhöhe richtig einstellen mit Winkelmesser oder Fersenmethode

Das erste Bild zeigt die Einstellung der Sattelhöhe mittels Goniometer (Winkelmesser). Auf dem zweiten Bild wird die Sattelhöhe mit der Fersenmethode ermittelt. © Fahrad & Gesundheit.de

 

Die optimale Sattelhöhe wird auch durch die Flexibilität der hinteren Rücken- und Oberschenkelmuskulatur beeinflusst

 

 

Wenn trotz richtiger Messung das Becken auf dem Sattel nach rechts und links rutscht, ist die Muskulatur verkürzt und der Sattel muss etwas tiefer gestellt werden.

Bei allen Einstellungen ist es immer ratsam auf seinen Körper zu hören. Wird eine Einstellung als unangenehm empfunden, muß diese geändert werden.

Die Empfehlungen die ich hier ausspreche sind nicht für alle Menschen gleichermaßen umsetzbar, da jeder Mensch einen anderen Körperbau hat.

 

 

 

Symptome bei falsch eingestellter Sattelhöhe

 

Die richtige Sattelhöhe hat einen entscheidenden Einfluß auf die Kraftübertragung.

Ist die Sattelhöhe falsch eingestellt führt das nicht nur zu Leistungseinbußen sondern auch zu Problemen mit den Knien, dem Gesäß, der Wirbelsäule, den Füßen und der Muskulatur.

 

Zu tiefe Sattelposition

 

  • Das Knie wird stark angewinkelt dadurch erhöht sich der Druck, und es kann zu Knieschmerzen kommen.
  • Die Beinmuskulatur muss mehr arbeiten und ermüdet dadurch schneller.

 

Tiefer Fahrradsattel belastet die Knie

Zu tiefer Sattel belastet das Knie stärker und sorgt für eine schellere Ermüdung der Muskulatur. © Fahrrad & Gesundheit

 

 

Zu hohe Sattelposition

 

  • Der Druck am Gesäß erhöht sich, da ein teil des Körpergewichts nicht durch die Beinmuskulatur beim treten getragen wird.
  • Das seitliche Abkippen des Beckens, komprimiert die Bandscheiben im Bereich der Lendenwirbel sehr stark.
  • Die hintere Oberschenkelmuskulatur neigt leichter zu Verspannungen und Krämpfen.
  • Um eine überhöhte Sitzposition auszugleichen muss die Fußspitze nach unten bewegt werden. Dadurch wandert der Druckpunkt am Fuß, vom Fußballen (Großzehengrundgelenk) zu den Fußzehen. Das Pedalieren mit den Fußspitzen sorgt für eine schlechtere Kraftübertragung und viel Druck auf die Zehen. Dabei werden die Nervenbahnen eingeengt, was wiederum zu tauben und schmerzenden Zehen führt.

 

Zu hoher Fahrradsattel

Ist der Sattel zu hoch wird das Knie durchgedrückt und der Fuß überstreckt. Es erhöht sich der Druck auf den vorderen Teil des Fußes. © Fahrrad & Gesundheit

 

 

Welchen Einfluß hat die Fußstellung auf den Sattelversatz?

 

Um den Sattelversatz zu ermitteln ist es wichtig, dass der Fuß richtig auf dem Pedal steht.
Der Fußballen soll exakt über der Pedalachse liegen.
Ist der Fuß zu weit vorne bekommt man nicht genügend Druck auf das Pedal.
Steht der Fuß zu weit hinten in Richtung der Ferse kann man die Hebel der Beine nicht optimal nutzen und der runde Tritt ist erschwert.

 

Sattelversatz richtig einstellen

Richtige Fußposition auf dem Pedal und Ermittlung des Sattelversatzes mit Hilfe der Knielotmethode. © Fahrrad & Gesundheit.de

 

 

Wie wird der Fahrradsattel horizontal richtig eingestellt?

 

Damit die Kraftübertragung der Beine optimal ist, muss der Sattel in der Horizontalen richtig eingestellt sein

 

In der drei Uhr Pedalstellung sollte ein Lot, welches unterhalb der Kniescheibe am Schienbein anliegt, durch die Pedalachse laufen.

Fällt das Lot vor die Pedalachse, muss der Sattel nach hinten.

Fällt das Lot hinter die Pedalachse, muss der Sattel nach vorne.

Nach dieser Einstellung wird nochmals die Sattelhöhe kontrolliert.

In dem Standardwerk Fahrradphysik und Biomechanik erklärt der Autor Michael Gressmann Technik, Formeln und Gesetze des Radfahrens.
Er setzt sich wissenschaftlich mit den Auswirkungen des Radfahrens auseinander.

 

 

Bikefitting Zuhause

 

Die Ergonomiespezialisten von Ergon bieten verschiedene Bikefitting Sets für MTB, Rennrad und Komfortradler* an.
Mit dem mitgelieferten Zubehör und der Anleitung kann jeder Zuhause ein Bikefitting durchführen.

 

 

Weitere Artikel:

Der optimale Fahrradsattel
Bikefitting
Knie und Fuß
Knie unter Druck
Hügi Methode – Berechnung der Sattelhöhe
Video zur Hügi Methode

 

 

Lesermeinungen, Fragen und Kommentare

 

Wen Ihr Fragen zu dem Beitrag habt oder zu anderen Themen rund ums Fahrrad, dann schreibt mir das in die Kommentare.

Ich freue mich auf Eure Nachrichten.

Armin

 


Kommentare


Wolfgang 21. Oktober 2022 um 19:14

Bei Federsattelstützen (ich habe eine Sitting Bull Fool Bull, keine Parallelogramm-Sattelstütze) kommt m.E. ein weiterer Faktor hinzu: liegt der Druckpunkt, über den man die Kraft seines Gewichts über den Sattel an die Federung weitergibt, zu weit hinter der Federachse, dann ergibt das ein Drehmoment in der Federung und es knarzt und bockt die Federung zunehmend mit dem Verschleiss. Für eine geschmeidig funktionierende Federung habe ich den Sattelkloben und den Sattelversatz soweit nach vorne gebracht, bis der Druckpunkt möglichst gut über dem Sattelrohr = Federachse liegt, so dass es beim Einfedern nicht mehr knarzt und bockt und öle die Federwege sehr oft. Bei langen Beinen wird man das nicht so kompensieren können, ausser mit einer individuell angepassten Customized-Rahmengeometrie oder evtl einer Parallelogramm-Sattelstütze.

Antworten

Armin 22. Oktober 2022 um 18:23

Hallo Wolfgang,

Danke für Deinen Hinweis.
Wie Du sagst, bei Teleskopstützen sollte der Schwerpunkt mittig über der Sattelstütze liegen um die Federung optimal zu nutzen.
Aus diesem Grund bin ich ein Fan von Parallelogramm-Sattelstützen. Bei dieser Art ist egal ob der Schwerpunkt weiter vorne oder hinten liegt. Durch die Konstruktion gibt es kein verkanten der Stütze und das Ansprechverhalten bleibt immer sensibel.

Viele Grüße und noch ein schönes Wochenende

Armin


Hans-Joachim 8. September 2022 um 10:38

Hallo, in dem Artikel Fahrradsattel richtig einstellen gibt es den Punkt indem darauf hingewiesen wird, das die optimale Sattelhöhe auch durch die Flexibilität der hinteren Rücken- und Oberschenkelmuskulatur beeinflusst wird und der Sattel etwas tiefer eingestellt werden soll. Gibt es hierzu eine Faustregel?
Mit freundlichen Grüßen Hajo

Antworten

Armin 8. September 2022 um 10:58

Hallo Hajo,

dafür gib es keine Faustregel. Ein Bikefitter sieht, wenn Du auf dem Bike pedalierts, am Bewegungsablauf ob der Sattel tiefer oder höher muss.
Du selbst kannst solltest auf Deinen Körper hören. Wenn Dein Becken auf dem Sattel nach rechts und links kippt ist die Einstellung zu hoch. Dann solltet Du die Höhe in 5mm Schritten absenken, bis sich das Becken auf dem Sattel nur noch leicht bewegt.

Viele Grüße Armin


Gietzen 19. Juni 2022 um 08:40

Durch den Einbau von Freibeik (bewegliches Sattelgelenk) – bekannt aus Höhle der Löwen – ist die Sattelhöhe höher. Da meine Schrittlänge etwas kürzer ist, komme ich nicht auf die Pedale. Gibt es höhere Pedale oder einen Pedalaufbau)

Antworten

Armin 19. Juni 2022 um 15:41

Hallo,

höhere Fahrradpedale mit denen man einen Sattelstützenaufbau kompensieren kann, gibt es meines Wissens nicht.
Pedale sind so konstruiert, dass die Trittfläche möglichst nahe an der Pedalachse liegt. Dadurch ist die Kreisbahn beim Pedalieren annähernd rund.
Bei Pedalen mit Aufbau würde die Tretbewegung elliptisch werden. Der Abstand von der Trittfläche zu Tretlagerachse, die theoretische Kurbellänge, würde sich während einer Kurbelumdrehung, permanent verändern.

Viele Grüße und noch einen schönen Sonntag

Armin


G M 29. Mai 2022 um 18:41

Hallo, ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass ich beim Triit aufs Pedal dazu neige statt mit dem Ball zu treten ich mit der Fußmitte in die Pedale trete.
Wenn der Sattel bei Lot von Kniescheibe zu Fußballen auf der Pedalachse eingestell wurde, stimmt er dann beim Fahren nicht mehr.
Jeder soll sich beim Pedalieren beobachten, wie er den Fuß aufs Pedal setzt – und vielleicht auch Andere beobachten. Vielleicht trifft meine Beobachtung auf einige Foristen zu und ist hilfreich.
In der Theorie soll man den Vorderfuß aufsetzen. Das ist mir bekannt.
Eine Antwort ist nicht nötig

Antworten

Armin 30. Mai 2022 um 09:14

Hallo,

danke für Deinen Hinweis.
Wenn die Pedalachse auf Höhe des Fußballens liegt, kann man beim Pedalieren das Sprunggelenk mit einsetzen und der Bewegungsablauf wird runder.
Wenn man den Fuß mittig aufsetzt, ist der Tritt eher von oben nach unten und die Sattelhöhe ist meist etwas tiefer.

Wichtig trotz aller Empfehlungen und Berechnungen ist es, wie Du auch geschrieben hast, auf seinen Körper zu hören. Wenn sich eine Einstellung nicht gut anfühlt, sollte man sie an die eigenen Bedürfnisse anpassen.

Die verschiedenen Methoden und Formeln sollte man nur als Näherungswerte betrachten.

Beste Grüße Armin


Dieter 8. April 2022 um 17:58

Hallo Armin,
zum Beitrag Höhe des Fahrradsitzes ermitteln, fand ich ganz toll.
Habe ich anschließend gleich gemacht und den Sitz richtig eingestellt.
Vielen herzlichen Dank für diesen Tipp.
Schön,dass es diese Seite Fahrrad & Gesundheit gibt, sehr gute Idee.
Liebe Grüße
Dieter

Antworten

Armin 9. April 2022 um 11:58

Hallo Dieter,

es freut mich wenn ich helfen konnte und wenn Dir die Seite gefällt.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende

Armin


Olaf 28. Februar 2021 um 19:52

Moin,
meine Schrittlänge ist 88cm, nach Hügi 88×0,885=77,8cm Sattelhöhe.
Hacke auf die Pedale 88cm abzüglich 16,5 bis 17,5cm Tretkurbellänge macht 71,5 bis 70,5cm Sattelhöhe.
Das ist ein erheblicher Unterschied selbst dem cm Schuhsohle macht das nur ca 72cm, 5 cm finde ich viel.
Wenn das Knielot sooo wichtig ist, wie kann dann ein Liegeradfahrer vorran kommen? Ich denke unterer Totpunkt ist wenn das Bein maximal gesteckt ist. Je weiter man hinten sitzt um so weiter vorn der untere Totpunkt. Also muß das doch eigentlich Berücksichtigung finden.
Außerdem sinkt man bei vielen Sätteln noch einige Millimeter in das Polster ein.
Ergo bleibt einzig die Methode mit dem Winkel.

Oder liege ich da falsch?

Gruß Olaf

Antworten

Armin 1. März 2021 um 12:53

Hallo Olaf,

wenn es so einfach wäre nur die Schrittlänge zu nutzen, könnte man ja auch direkt vom tiefsten Punkt des Pedals bis zur Satteloberkante messen.
Dabei ist aber die Beugung im Sprunggelenk nicht berücksichtigt. Pedaliert wird mit dem Vorfuß dabei liegt der Fußballen meist auf höhe der Pedalachse. Der Fuß ist beim pedalieren nicht waagerecht sondern nach vorne unten geneigt und deshalb muss der Abstand tiefster Pedalpunkt zum Sattel etwas höher sein als nur die Schrittlänge.

Bei einem normalen Fahrrad wird in der 3 Uhr Position der Kurbel, der größte Druck von der Muskulatur auf die Pedale gebracht. Um das Kniegelenk nicht zu überlasten ist es besser wenn der Kraftverlauf dabei in einer Linie zur Pedalachse verläuft. Ist das Knie zu weit vorne wird es stärker gebeugt und die Belastung ist dadurch größer. Ist das Knie zu weit hinten kann man seine Hebelkraft nicht richtig einsetzen.

Bei einem Liege- oder Sesselrad kann ich natürlich kein Lot einsetzen, aber in der Position in der die meiste Kraft aufgewendet wird, bildet das Kniegelenk und die Pedalachse auch wieder eine Linie.
Bei dieser Art von Rädern kommt noch hinzu, dass durch den Sitz eine zusätzliche Abstützung vorhanden ist durch die der Druck auf die Pedale, im Vergleich zum konventionellen Rad, deutlich Größer sein kann.

Die Hügi-Methode genauso wie die Anpassung durch Winkelmesser sind nur Annährungswerte. Denn jeder Mensch hat andere Proportionen, eine andere Beweglichkeit und eine andere Muskulatur. Bei einem professionellen Bikefitting werden diese Faktoren mit berücksichtigt.

Ich hoffe ich habe mich verständlich ausgedrückt. Wenn Du noch Fragen hast, kannst Du Dich gerne melden.

Viele Grüße Armin


Irmela 16. August 2020 um 08:38

Gibt es eigentlich auch Sattel für Menschen mit breiten Schenkeln. Mein Bruder würde gerne Fahrrad fahren, doch kann er das nicht. Seine Schenkel reiben so sehr beim Fahren aufeinander…das er sich die Haut verletzt….

Antworten

Armin 17. August 2020 um 10:05

Hallo Irmela,
wenn die Schenkel so breit sind, dass Sie aneinander reiben hilft kein Sattel. Abhilfe schafft eine eng anliegende Radlerhose in Verbindung mit einer Gesäßsalbe wie der Ilon Protect. Die Radhose verhindert den direkten Hautkontakt und die Hautcreme reduziert die Reibung zwischen der Hose und der Haut.
Hier findest Du weitere Infos: https://www.fahrrad-gesundheit.de/gesaesscreme-hautpflege-fuer-den-hintern/

Viele Grüße Armin


Michael 15. August 2020 um 14:20

Hallo Armin,

vielen Dank für Deine schnelle Antwort. Leider stehe ich noch ein wenig auf dem Schlauch.

Du hast geschrieben, dass bedingt durch meine im Verhältnis zur Körpergröße langen Beine dazu führen müssten, dass ich für das Knielot
den Sattel relativ weit nach hinten schieben müsste. Das leuchtet ein, tatsächlich ist bei mir aber genau umgekehrt und ich muss den Sattel weit nach vorne schieben (und wie gesagt sogar den Sattelkloben drehen), um mit meinen Knien überhaupt ins Lot zu kommen.

Das könnte dann vermutlich nur daran liegen, dass meine Unterschenkel relativ groß sind (müsste ich mal messen), denn bei relativ langen Oberschenkeln müsste ich für das Knielot ja tatsächlich weiter hinten sitzen. Ansonsten kann ich mir das derzeit nicht erklären.

Aber mal generell: Ist es grundsätzlich ratsam, das Knie in Richtung der Pedalachse bzw. da damit ins Lot zu bringen? Bevor ich mich mit dem Einstellen des Rades beschäftigt habe, waren meine Knie wirklich deutlich hinter (in Richtung des Hinterrades) der Pedalachse (ca. 5cm). Wenn ich das jetzt so einstelle und damit fahre, ist es deutlich unbequemer. Tendenziell scheint es also positiv zu sein, mit den Knien in Richtung Pedalachse zu kommen und nicht mehrere Zentimeter davor oder dahinter zu landen.

Noch eine generelle Frage: Die Knie können sich ja entweder vor oder hinter der Pedalachse befinden. Was vorne und hinten ist, hängt aber von der Perspektive ab. „Vor“ der Pedalachse verstehe ich so, dass sich das Knie über das Achse in Richtung des Vorderrades befindet. Ist das korrekt so?

Besteht eigentlich die Möglichkeit, dass ich mal ein Video vom Fahren auf dem Ergometer aufnehme, so dass Du mal einen groben Blick auf die Geometrie werden kannst? Wenn nötig, würde ich auch was dafür zahlen.

Viele Grüße und ebenfalls ein schönes WE
Michael

Antworten

Armin 17. August 2020 um 09:52

Hallo Michael,
wenn die Pedale in der drei Uhr Position stehen, wird der größte Druck auf das Pedal, und dadurch auch auf das Kniegelenk, ausgeübt. Deshalb sollte in dieser Stellung das Lot von der Kniescheibe in Nähe der Pedalachse landen.
In dieser Position kann das Gelenk den meisten Druck aufnehmen. Diese Werte können aber auch abweichen, wenn die Proportionen vom Durchschnitt abweichen. Deshalb ist es wichtig auf seinen Körper zu hören.
Worauf Du achten musst, ist der Ansatz des Lotes, dieses wird unterhalb der Kniescheibe angelegt. (siehe Foto)
Die Angabe vor oder hinter der Achse bezieht sich immer in Fahrtrichtung. Vor ist Richtung Vorderrad, dahinter geht Richtung Hinterrad.

Du kannst mir gerne ein Video schicken, interessant wäre auch ein Bild von der Seite mit Lot und Pedal in drei Uhr Stellung und ein Foto in der tiefsten Pedalposition.
Hier meine E-Mail: info@fahrrad-gesundheit.de

Viele Grüße Armin


Michael 15. August 2020 um 09:46

Hallo Armin,

ich fahre nun sehr einem halben Jahr fünf mal die Woche für 30 Minuten auf einem Ergometer (Cycle 400 von Ergo-Fit) und bin immer noch dabei, die Sitzposition zu perfektionieren.

Ich habe mir schon dutzende Anleitungen im Internet und Videos zum Thema Knielot bzw. Sattelversatz angesehen und mir nun auch die Fitting Box Comfort von Ergon bestellt. Nun ist es so, dass mit meiner aktuellen Einstellung des Sattelversatzes das Lot ziemlich genau durch die Pedalachse verläuft, der Sattel laut Fitting Box aber immer noch ca. 4cm zu weit hinten steht (denn nach Anleitung der Fitting Box Comfort wird der Sattelversatz nicht mit dem Knielot ermittelt, sondern durch den Abstand von Sattelspitze zu Mitte Pedalachse).

Um auf dem Cycle 407 das Knielot auf Höhe der Pedalachse zu bekommen, musste ich den Sattelkloben drehen und die horizontale Verstellung des Sattles fast vollständing in Richtung Lenker verstellen.

Mein Sattel ist ein SQlab 621Ergolux Active, ich bin 1,80m groß, meine Schrittlänge ist 89cm und der Sattel ist 76cm hoch eingestellt (bei der nächsten höheren Stufe von 78cm trete ich nicht mehr rund).

Vom Gefühl er passt es für mich. Trotzdem finde ich es merkwürdig, dass es bei mir so einen großen Unterschied bei beiden Messmethoden gibt. Würde ich den Sattel um weitere 4cm nach vorne verschieben (was gar nicht geht), so dass die horizontale Position nach Fitting-Box passt, läge das Knielot bei mir 4cm vor der Pedalachse (also 4cm näher in Richtung des Vorderrades).

Hast Du eine Idee, womit das zusammenhängen kann? Kann es sein, dass sich das Fitting für ein City Bike (das wäre das, was meinen Ergometer nach Fitting Box am nächsten kommt) nicht 1:1 auf ein Ergometer übertragen lassen? Oder kann auch bei einem Ergometer der Rahmen zu klein oder zu groß sein, so dass grundsätzlich was nicht passt?

Viele Grüße
Michael

Antworten

Armin 15. August 2020 um 11:29

Hallo Michael,
wie Du schon richtig erkannt hast, ist die Geometrie eines Ergometers nicht identisch mit einem City- oder Trekkingbike.
Bei Ergometern gibt es keine unterschiedlichen Rahmengrößen, aber bei Deiner Größe passen die meisten Geräte sehr gut.
Die Einstellung mit Knielot passt für einen Großteil der Sportler, allerdings hast Du für Deine Größe, mit 89 er Schrittlänge, sehr lange Beine und daher kommt die Diskrepanz der beiden Methoden zum Vorschein.
Beim Knielot muss Dein Sattel bedingt durch die langen Beine relativ weit nach hinten. Da Dein Oberkörper im Verhältnis zu den Beinen kürzer ist wird dadurch der Abstand zum Lenker zu Groß. Bei der Methode mit Fitting Box ist es gerade umgekehrt.
Die ganzen Einstellmöglichkeiten und Empfehlungen sind nur Annäherungswerte.
Je nach Länge der Gliedmaßen, der Bemuskelung und der Beweglichkeit sollte die Einstellung angepasst werden.

Bei Deiner Schrittlänge müsstest Du, nach der Hügiformel, den Sattel auf fast 79 cm Höhe einstellen (gemessen Mitte Tretlager Oberkante Sattel). Du merkst aber, dass Dein Tritt dann nicht mehr rund ist. Deshalb höre auf Dein Körpergefühl.
So wie Du auch schreibst wenn es vom Gefühl passt, dann ist es richtig.

Ich hoffe ich konnte Dir helfen.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende

Armin


Wolfgang 5. August 2020 um 11:46

Hallo, Armin,
dieser Herr Hügi sollte wissen, dass die Tretkurbeln verschieden lang sind, also, von der Mitte des Tretlagers zu messen, kann nur bedingt richtig sein. Entweder die Tretkurbellänge angeben oder bis zu OK Pedale messen machte Sinn.
Freundliche Grüße von der Spree
Wolfgang

Antworten

Armin 5. August 2020 um 12:11

Hallo Wolfgang,
Du hast Du natürlich recht. Auch müsste die Schuhsohlendicke bei der Berechnung mit einbezogen werden.
Die Hügimethode wurde für eine Kurbellänge von 172,5mm bis 175mm konzipiert. Es handelt sich dabei nur um Näherungswerte.
Der Körperbau, die Oberkörperhaltung, die länge von Ober- und Unterschenkel, die stärke und der Umfang der Muskulatur und noch viele weitere kleine Faktoren haben einen Einfluss auf die Sattelhöhe.
Ich habe in 25 Jahren Berufserfahrung festgestellt, dass man mit der Hügi Formel schon sehr nahe an der richtigen Sattelhöhe ist und diese, wenn überhaupt, nur noch um wenige Millimeter anpasst werden muss.

Viele Grüße an die Spree
Armin


Hans 7. Juni 2020 um 13:25

@Armin

Ich bin 1,72 m und habe eine Schrittlänge von 75 cm-

Antworten

Hans 6. Juni 2020 um 16:13

Also bei mir kommt diese Hügi-Methode überhaupt nicht hin. Laut Formel müsste meine Sattelhöhe bei 66,5 cm liegen. Dann sitze ich aber viel zu tief und habe im oberen Pedaltotpunkt die Knie viel zu stark angewinkelt. Erst bei 72 cm hab ich die optimale Einstellung. Funktioniert also offensichtlich nicht bei jedem.

Antworten

Armin 6. Juni 2020 um 19:05

Hallo Hans,
das kann schon sein, je nachdem wie die Proportionen von Ober- und Unterschenkel ausfallen, gibt es Abweichungen. Auch die Flexibilität der Gelenke und Muskulatur hat einen Einfluß auf die Sattelhöhe.
Und von der technischen Seite hat auch die Kurbellänge Einfluß auf die Sattelhöhe.
Trotzdem sind 5,5cm Unterschied eher ungewöhnlich.
Darf ich Fragen wie Groß Du bist und was für eine Schrittlänge Du hast?

Als ich das erste mal den Sattel auf das berechnete Maß eingestellt habe, hatte ich das Gefühl ich sitze zu tief.
Bei mir waren das allerdings nur 1,5 cm Unterschied. Ich habe die Höhe auf das neue Maß reduziert und nach zwei Ausfahrten habe ich festgestellt, dass ich mehr Kraft auf das Pedal bringe, und dass es mir bedeutend leichter gefallen ist eine hohe Trittfrequenz zu fahren.

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende
Gruß Armin


Axel 1. Juni 2020 um 10:43

Hallo , wenn ich die Sattelhöhe und den Sitzstand habe sollte ich dann die Lenkerhöhe etwa gleich mit Sattelhöhe stellen.
Haben sie auch ein Maß zwischen Sattelspitze und Lenkermitte. Fahre ein Moutainbike und nin 1.81 groß

Mfg Axel G,

Antworten

Armin 2. Juni 2020 um 08:41

Hallo Axel,
für Die Lenkerhöhe gibt es keine Empfehlung, da das vom Einsatzbereich und vom Komfortempfinden abhängt.
Cross Country Racer haben den Lenker meist tiefer, Marathon und Tourenfahrer haben den Lenker meist etwas höher.
Auch für den Abstand zum Lenker gibt es keine Formel. Das muss man ausprobieren und testen.

Viele Grüße Armin


GFELIX 4. Februar 2020 um 12:22

Ich hätte noch ein Frage bzgl Sattelversatz ermitteln:
wie ist das wenn man eigentlich nur bergauf fährt? Schiebt man dann den sattel nach vorne damit das Lot für eine mittlere Steigung passt? Ich trete in der Ebene eigentlich immer relativ locker und suche immer Wege die nach oben führen (MTB)
Danke

Antworten

Armin 4. Februar 2020 um 14:46

Hallo,
egal ob ich auf der Geraden oder bergauf fahre ändert sich an den Positionen zwischen Knie und Pedal eigentlich nichts.
Häufig ist es allerdings so, dass viele am Berg auf dem Sattel weiter nach vorne rutschen um mehr Druck auf das Pedal zu bekommen und um ein aufsteigendes Vorderrad zu verhindern.
Wenn Du am Berg das Bedürfnis hast nach vorne zu rutschen, dann solltest Du den Sattel etwas nach vorne schieben und das solange austesten bis Du dich wohl fühlst. Die Angabe mit dem Knielot ist nur eine Grundeinstellung, die sowohl nach vorne als auch nach hinten abweichen kann.
Auch die Vorbaulänge hat einen Einfluss auf das Knielot. Ist der Vorbau zu lang, bin ich meist zu weit vorne mit dem Knielot, schiebe ich nun fälschlicherweise meinen Sattel nach hinten um das auszugleichen, sitze ich zu gestreckt und werde deshalb auf dem Sattel nach vorne rutschen um wieder bequemer zu sitzen.
Deshalb immer auf den Körper hören, rutsche ich auf dem Sattel nach vorne kann es sein dass der Vorbau zu lang ist oder der Sattel ein Stück nach vorne muss und umgekehrt.
Ich hoffe ich habe mich verständlich ausgedrückt.
Wenn Du noch Fragen hast kannst Du Dich gerne melden.

Viele Grüße Armin


Dieter 19. Januar 2020 um 11:07

Welche Knochen im Gesäß werden bei welcher Sitzhaltung belastet ?

Antworten

Armin 19. Januar 2020 um 18:12

Hallo Dieter,

die Schambeinkufen und Sitzbeinhöcker.
Auf meiner Seite bikesattel.de findest Du dazu weitere Infos.

https://bikesattel.de/schmerzfrei-auf-dem-fahrradsattel

Noch einen schönen Sonntag

Armin


Stoppe 2. Juli 2019 um 07:12

Wo kann ich (Mann 83 Jahre) mir in Berlin einen gefederten neuen Sattel kaufen und auch einstellen lassen?

Mit freundlichen Grüßen ! H.Stoppe

Antworten

Armin 2. Juli 2019 um 14:57

Hallo Herr Stoppe,

da ich nicht weis in welchem Stadtteil Sie in Berlin leben kann ich ihnen nur den Rat geben, in einer Suchmaschine den Bergriff Fahrradhändler oder Fahrradfachgeschäft einzugeben. Dann werden Ihnen Händler in Ihrer Region angezeigt. Gefederte Sattelstützen und passende Sättel gibt es normalerweise in jedem guten Fachgeschäft.

Mit freundlichen Grüßen
Armin


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