Den Fahrradsattel richtig einstellen
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„Die optimale Einstellung des Rades beginnt am Sattel“
Um den Sattel richtig einzustellen wird bei modernen Fahrrädern meist ein Inbusschlüssel benötigt, bei älteren Modellen einen Ring- oder Gabelschlüssel. Als erstes sollte der Sattel waagerecht justiert werden. Das gelingt am Besten mit einer Wasserwaage. An jeder Sattelstütze gibt es eine oder zwei Klemmschrauben. Werden diese gelöst, lässt sich der Sattel neigen und verschieben.
Die Ergonomiespezialisten von Ergon bieten verschiedene Bikefitting Sets für MTB, Rennrad und Komfortradler* an.
Mit dem mitgelieferten Zubehör und der Anleitung kann jeder Zuhause ein Bikefitting durchführen.
Sattelhöhe
Nun wird die Sattelhöhe ermittelt. Dafür gibt es verschiedene Methoden. Bei der Hügi-Methode wird die Schrittlänge mit Hilfe einer Wasserwaage oder eines Buches ermittelt. Die Schrittlänge mit 0,885 multipliziert ergibt die Sattelhöhe. Gemessen wird von der Mitte des Tretlagers bis zur Satteloberkante.
Videoanleitung zum einstellen der Sattelhöhe mit der Hügi Formel
Sattelhöhe mit Winkelmesser oder Fersenmethode bestimmen
Die richtige Sattelhöhe kann auch mittels eines Winkelmessers (Goniometer) bestimmt werden.
Der Fahrer sollte in der tiefsten Pedalstellung einen Kniewinkel zwischen 27 und 37 Grad haben.
Die einfachste Methode ist die Fersen Methode (siehe Foto unten).
Mit ihrer Hilfe kann ohne Messgerät jederzeit, auch unterwegs, die Sattelhöhe kontrolliert und falls nötig geändert werden.
Der Fahrer setzt sich auf den Sattel und das Pedal steht am tiefsten Punkt. Er stellt die Ferse auf das Pedal. Nun sollte das Knie durchgedrückt sein. Erreicht der Fahrer die Pedale nicht, muss der Sattel tiefer. Ist das Knie noch leicht gebeugt, muss der Sattel höher eingestellt werden.
Die optimale Sattelhöhe wird auch durch die Flexibilität der hinteren Rücken- und Oberschenkelmuskulatur beeinflusst
Wenn trotz richtiger Messung das Becken auf dem Sattel nach rechts und links rutscht, ist die Muskulatur verkürzt und der Sattel muss etwas tiefer gestellt werden.
Bei allen Einstellungen ist es immer ratsam auf seinen Körper zu hören. Wird eine Einstellung als unangenehm empfunden, muß diese geändert werden.
Die Empfehlungen die wir hier aussprechen sind nicht für alle Menschen gleichermaßen umsetzbar, da jeder Mensch einen anderen Körperbau hat.
Symptome bei falsch eingestellter Sattelhöhe
Die richtige Sattelhöhe hat einen entscheidenden Einfluß auf die Kraftübertragung.
Ist die Sattelhöhe falsch eingestellt führt das nicht nur zu Leistungseinbußen sondern auch zu Problemen mit den Knien, dem Gesäß, der Wirbelsäule, den Füßen und der Muskulatur.
Zu tiefe Sattelposition
- Das Knie wird stark angewinkelt dadurch erhöht sich der Druck, und es kann zu Knieschmerzen kommen.
- Die Beinmuskulatur muss mehr arbeiten und ermüdet dadurch schneller.
Zu hohe Sattelposition
- Der Druck am Gesäß erhöht sich, da ein teil des Körpergewichts nicht durch die Beinmuskulatur beim treten getragen wird.
- Das seitliche Abkippen des Beckens, komprimiert die Bandscheiben im Bereich der Lendenwirbel sehr stark.
- Die hintere Oberschenkelmuskulatur neigt leichter zu Verspannungen und Krämpfen.
- Um eine überhöhte Sitzposition auszugleichen muss die Fußspitze nach unten bewegt werden. Dadurch wandert der Druckpunkt am Fuß, vom Fußballen (Großzehengrundgelenk) zu den Fußzehen. Das Pedalieren mit den Fußspitzen sorgt für eine schlechtere Kraftübertragung und viel Druck auf die Zehen. Dabei werden die Nervenbahnen eingeengt, was wiederum zu tauben und schmerzenden Zehen führt.
Sattelversatz ermitteln
Um den Sattelversatz zu ermitteln ist es wichtig, dass der Fuß richtig auf dem Pedal steht. Der Fußballen soll exakt über der Pedalachse liegen.
Damit die Kraftübertragung der Beine optimal ist, muss der Sattel in der Horizontalen richtig eingestellt sein
In der drei Uhr Pedalstellung sollte ein Lot, welches unterhalb der Kniescheibe am Schienbein anliegt, durch die Pedalachse laufen. Fällt das Lot vor die Pedalachse, muss der Sattel nach hinten. Fällt das Lot hinter die Pedalachse, muss der Sattel nach vorne.
Nach dieser Einstellung wird nochmals die Sattelhöhe kontrolliert.
In dem Standardwerk Fahrradphysik und Biomechanik erklärt der Autor Michael Gressmann Technik, Formeln und Gesetze des Radfahrens. Er setzt sich wissenschaftlich mit den Auswirkungen des Radfahrens auseinander.
Weitere Artikel:
Der optimale Fahrradsattel
Bikefitting
Knie und Fuß
Knie unter Druck
Hügi Methode – Berechnung der Sattelhöhe
Video zur Hügi Methode
Lesermeinungen, Fragen und Kommentare
Wen Ihr Fragen zu dem Beitrag habt oder zu anderen Themen rund ums Fahrrad, dann schreibt mir das in die Kommentare.
Ich freue mich auf Eure Nachrichten.
Armin
Kommentare
Wolfgang 21. Oktober 2022 um 19:14
Bei Federsattelstützen (ich habe eine Sitting Bull Fool Bull, keine Parallelogramm-Sattelstütze) kommt m.E. ein weiterer Faktor hinzu: liegt der Druckpunkt, über den man die Kraft seines Gewichts über den Sattel an die Federung weitergibt, zu weit hinter der Federachse, dann ergibt das ein Drehmoment in der Federung und es knarzt und bockt die Federung zunehmend mit dem Verschleiss. Für eine geschmeidig funktionierende Federung habe ich den Sattelkloben und den Sattelversatz soweit nach vorne gebracht, bis der Druckpunkt möglichst gut über dem Sattelrohr = Federachse liegt, so dass es beim Einfedern nicht mehr knarzt und bockt und öle die Federwege sehr oft. Bei langen Beinen wird man das nicht so kompensieren können, ausser mit einer individuell angepassten Customized-Rahmengeometrie oder evtl einer Parallelogramm-Sattelstütze.
Armin 22. Oktober 2022 um 18:23
Hallo Wolfgang,
Danke für Deinen Hinweis.
Wie Du sagst, bei Teleskopstützen sollte der Schwerpunkt mittig über der Sattelstütze liegen um die Federung optimal zu nutzen.
Aus diesem Grund bin ich ein Fan von Parallelogramm-Sattelstützen. Bei dieser Art ist egal ob der Schwerpunkt weiter vorne oder hinten liegt. Durch die Konstruktion gibt es kein verkanten der Stütze und das Ansprechverhalten bleibt immer sensibel.
Viele Grüße und noch ein schönes Wochenende
Armin